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Katalogtext „Unter 30 VII“ / Junge Schweizer Kunst / Juni 09 |
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Die gegenständlichen Malereien und Collagen von Irene Bisang verwirren erst einmal in ihrer enormen Vielfalt an Themen und Motiven. Alltägliche Szenen und Begebenheiten tauchen auf, ein paar Personen an einem Tisch sitzend, eine Figur vor einem Spiegel, eine Schafherde vor einer Gebirgskulisse. Hier sind die Spuren des Studiums der Künstlerin an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst sichtbar. Das Alltägliche kann aber schnell ins Surreale oder Märchenhafte kippen, wenn zum Beispiel eine Fee ein Sparschwein zu erschlagen droht, ein Regenbogen anstatt am Himmel auf der Erde erscheint und darüber sich eine Figur im Flug befindet oder eine kleine Geisterfabrik dargestellt ist. Kein Wunder, dass eine Arbeit den Titel „Once upon a time“ trägt. Ihre Werke zeigen intime Bildwelten, die einmal mit treffendem Humor angereichert sind, ein anderes Mal stimmungsvoll berühren und zum Nachdenken anregen. Kleine Pointen stehen neben grossen Gedanken.
Die Arbeiten von Bisang sind mit Aquarellfarbe, Gouache und Bleistift auf Papier, Holz oder auch schon mal auf Taschentüchern ausgeführt; vermehrt verwendet die Künstlerin aber auch Lippenstift, Spaghetti, Post-Its oder Pflanzenblätter, was ihren Werken eine neue Sinnlichkeit verleiht. In der assoziativen Hängung der zahlreichen kleinformatigen Werke werden diese zur Installation. Eine weitere Erzählebene – neben dem narrativen Gehalt der einzelnen Werke – legt sich über die Bilderfolge.
Dominik Imhof / Kunstmuseum Thun
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